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Redewendungen
Redewendungen

Im täglichen Sprachgebrauch verwenden wir immer wieder Begriffe und Redewendungen deren

Ursprung uns völlig unklar sind.

In der Literatur über das Mittelalter finden sich immer wieder Erklärungen der im Volksmund

verwendeten Redewendungen. Hier stellen wir einige dieser Redewendungen und Worterklärungen

vor:

Alles in Butter

Das empfindliche venezianisches Murano-Glas wurde im Mittelalter nach Nordeuropa in Butter gepackt. Diese wurde im Winter während der Transportzeit über die Alpen hart und schützte das Glas. Im Frühjahr wurde die Butter wieder weich, das Glas herausgetrennt und Butter und Glas separat verkauft. War das Glas noch ganz war "alles in Butter"- somit ok. Andalusien. Die Landschaft in Spanien hieß ursprünglich -weniger romantisch- "Vandalusien", da die Vandalen Spanien durchquerten und nach Nordafrika übersetzten.

Auf dem Holzweg sein

Soviel wie "irren" oder auch "verirren". Die Köhler des Mittelalters hatten ihre Kohlenmeiler meist tief im Wald. Da diese verschrobenen, einsam lebenden Gesellen oft mit Reisenden im Wald einen Spaß trieben und ihnen unglaubwürdige Geschichten erzählten (also die Reisenden "verkohlten") und sie in den tiefen Wald in die Irre schickten, landeten die Reisenden dann irgendwann am Kohlemeiler mitten im Wald. Also waren sie "auf dem Holzweg".

Auf den Hund kommen

In einer Truhe wurde Wäsche, Bettwäsche etc. gelagert. Auf dem Boden der Truhe war es üblich, dass ein Bild eines Hundes gemalt war. Wenn die Zeiten schlecht waren und die Truhe leer geräumt wurde, konnte man auf dem Boden der Truhe den Hund sehen und kam somit „auf den Hund“. (Danke an Rebecca)

Auf die hohe Kante legen

Wärme stieg beim Schlafen empor, sodass Ungeziefer wie Wanzen aufs Bett fielen. Um dieses zu vermeiden, wurde ein Holzdach über dem Bett gebaut. Geld und andere Wertgegenstände wurden zum Aufbewahren und Verstecken auf die Kante- die „hohe Kante“ gelegt. (Danke an Rebecca)

Aus dem Stegreif

Raubritter verübten zu Pferde Überfälle auf Kaufleute -lässig beritten aus dem Steigbügel heraus- aus dem Stegreif.

Arbeit

Dieses Wort stammt vom mittelalterlichen "Arebeit", was Plage oder Mühe heißt.

blau machen

Der Begriff bezieht sich auf die Blaufärberei im Mittelalter. Die Gesellen hatten durch lange Wartezeiten beim Färbevorgang von Stoffen sehr viel Zeit. Heute wird die Redewendung als "heute nehme ich mir frei" oder "ich arbeite jetzt mal nichts" verwendet. "Blau machen" kann aber auch bedeuten viel zu trinken. Zum Färbevorgang benötigten die Gesellen viel Alkohol, diesen tranken die Gesellen heimlich oft auch selber. (Danke an Rebecca und Michèle für diesen Begriff)

Bordell

Prostituierte mussten einst ihrem Gewerbe am Wasser nachgehen, an Fluß- oder Seenufern fand man die Freudenhäuser. Aus dem französischen Wort Ufer = "bord" und Wasser = "eau" entstand "Bordeau" aus dem später "Bordell" wurde.

Brille

Beryll ist ein weißgelblicher Edelstein und mit dem Aquamarin verwandt, er galt im Mittelalter als Monatsstein der im Oktober geboreren und wurde zermahlen und mit Flüssigkeit vermengt um Augenkrankheiten zu heilen. Als man seine vergrößernde Wirkung entdeckte, wurde er geschliffen und als Sehhilfe verwendet. So entstand aus dem Edelstein das Wort "Brille".

Büttel

Der Beruf des Büttels stammt vom Begriff "Bote". Der Bote war u.a. der Gehilfe des adeligen Grundherren, welcher die Urteile und Informationen seines Herrn vor Ort in dessen Machtbereich verkündete. In dieser Form wurden Anweisungen und Nachrichten übertragen. So mancher Bote kam vermutlich aufgrund von Überfällen von Räubern und Gesindel nie an seinem Ziel an. Der erste "Spamfilter" des Mittelalters war somit der gemeine Räuber, welcher durch sein Handeln die eine oder andere Nachricht am Ankommen hinderte ;-)

Bürger

Die ehemaligen Burgmannen und Burgbewohner suchten die Freiheit in den freien Reichsstätten, welche auch zum Niedergang der ritterlichen Macht führten. Aus den mittelhochdeutsch genannten "Burcliuten" wurden freie, selbstbewusste Bürger, welche dem Adel und der Ritterschaft die Stirn boten.

Cannelloni, Kanone, Kanal, Kanne

Kanalisation, Kanüle Während der Kreuzzüge setzten sich auch in Mitteleuropa arabische Einflüsse durch. Bisher unbekannte Zuckerrohrstengel wurden importiert. Im Arabischen heißen diese "Can". Alles Röhrenförmige wurde nun mit dem Wortteil "Can" verwendet.

Charme

"Charme" stammt vom lateinischen Begriff "Carmen" - was nicht nur "Lied" heisst sondern auch Zauberspruch. Charme zeigen bedeutet also auch jemanden verzaubern...

Dragoner

Nach der Einführung der Feuerwaffen verglich so mancher Zeitgenosse die feuerspeienden, rauchenden, knallenden Waffen mit Drachen. Die mit den Musketen bewaffneten Soldaten wurden nach dem französischen Wort für Drache="dragon" benannt.

Einen Zahn zulegen

Heute ein Begriff für "etwas schneller machen". In mittelalterlichen Küchen waren die Töpfe über dem Feuer mit einem Haken an einer Art eisernen Sägezahn eingehängt. Wollte man, dass der Topf schneller heißer wird, wurde er einfach einen Zahn tiefer eingehängt, dadurch war er dem Feuer näher und durch das "zulegen" eines Zahnes wurde er stärker und schneller erhitzt. (Danke an Rebecca und Michèle für diesen Begriff)

Elend

Wer einst das sichere Heim verließ oder verbannt wurde und in der Fremde -im Ausland- sich selbst überlassen war, verendete oft ohne Hilfe seiner Sippe in Hunger und Armut. Das Wort Ausland hieß einst "Elilenti".

Elf

Die Zahl Elf ist wie andere Zahlen (7,3 usw.) mystisch, sie steht für die Sünde weil nach den zehn Geboten die Elf kommt. Deshalb beginnt auch die närrische Zeit am 11.11. um 11 Uhr 11.

Die Suppe versalzen/Gepfefferte Preis

Im Mittelalter war das Gewürz Salz sehr teuer, so konnten sich nur die Reichsten das Salz leisten. Um bei einem großen Fest zu prahlen, versalzten die Reichen die Suppe. Auch Pfeffer war sehr teuer, so benutzt man heute noch den Ausdruck für zu hohe Preise: gepfefferte Preise. (Danke an Rebecca)

Die Tafel aufheben

Heute als Redewendung für "eine Mahlzeit beenden" bekannt. Da man im Mittelalter oft keine Tische sondern nur Bänke hatte, wurden zum Essen Holzbretter auf Böcke gelegt und auf diesen "Tischen" gegessen. Diese wurden nach dem Essen wieder abgebaut- die Tafel(n) also aufgehoben.

Eieruhr

Im 12. Jahrhundert wurde zur Zeitmessung das so genannte Stundenglas erfunden. Damals noch nicht mit Sand gefüllt sondern mit gemahlenen Eierschalen, konnte die Zeit mit diesem Stundenglas gemessen werden. Die Zeit "verrann" indem die gemahlenen Eierschalen durch die Engstelle des Glaskolberns rieselte. Später als Sanduhr bekannt wird zwar in heutiger Zeit (noch manchmal) die Kochzeit von Eiern gemessen. Vom Eierkochen stammt aber nicht der Begriff für dieses einfache Zeitmessgerät.

Faszinieren

Das heutige Wort "Faszinieren" bedeutete einst "beschreien" oder "behexen"

Freitag der 13.

Der im Volksmund als Unglückstag angesehene Tag stammt von einem geschichtlichen Ereignis am 12./13. Oktober 1307. In der Nacht vom 12. auf den 13. ließ König Philipp von Frankreich alle Templer verhaften. Dies war der Anfang vom Ende des Templerordens in Europa.

Gala

Arabischen heißt Schmuck "Khali". Da dieser bei den Hoffesten der Europäer immer häufiger getragen wurde, führten diese "Schmuck"-Abende zu Gala-Abenden. Gardinenpredigt Der wohlhabende Bürger schützte sein Bett nachts vor Kälte durch ein Himmelbett mit Gardinen. Zänkische Frauen verabreichten des nachts hinter diesen Gardinen den Ehemännern oft eine "Gardinenpredigt". Grün und blau schlagen Zum Färben von Stoffen wurden diese in die flüssige Farblauge gelegt. Durch das Schlagen mit Stöcken auf die Textilien nahmen diese die Farbe an und wurden z.B. grün oder blau....(Danke an Rebecca und Michèle für diesen Begriff)

Glücksritter

Viele adelige Ritter versuchten mit Turnieren Geld zu verdienen. Verloren sie ein Turnier, dann verloren sie auch Pferd und Rüstung. Somit waren diese Turniere finanziell sehr riskant. Solche Ritter nannte man auch "Glücksritter".

Havarie

Auch dieses Wort stammt aus dem Arabischen, wo der Schaden "Awar" heißt.

Heraldik

Nach dem Wort "Herold". Das Amt des Herolds taucht nach den Kreuzzügen auf- eine Art geprüfte Beamte, welche nach ca. 7-8 Jahren Lehrzeit einem Wappenkönig ("roi d'armes") unterstanden, dieser hatte die Aufgabe, die Kontrolle über die Wappen und Gebiete der Edelleute zu behalten.

Heimleuchten

Mangels Straßenbeleuchtung waren die mittelalterlichen Städte stockfinster. Wer es sich leisten konnte, mietete einen Fackelträger, welcher einem nach nächtlichem Ausflug "heimleuchtete".

Hintertürchen

Sich ein Hintertürchen offen halten... durch das man einer Gefahr entweichen kann. Diese Hintertürchen gab es in so mancher Burg (siehe z.b. Schloss Lichtenstein). Oft war es besser bei einer Belagerung oder beim Anrücken eines Feindes die nackte Haut zu retten und zu fliehen. Das Hintertürchen - eine geheime Pforte- ermöglichte dies manchmal.

Hochzeit

Die mittelalterliche "Hochgezit" war jede große Festlichkeit. Diese fröhlichen Trink- und Essgelage feierte man auch besonders gern bei Vermählungen- der heutigen "Hochzeit".

Hübsch

Der französische Einfluss auf die höfische Sitte (damals "hoveschheit") beeinflußte den deutschsprachigen Adel. Vom französischen Wort "coutoisie" stammt das Wort "höflich" ab. Aus diesem Wortstamm entwickelte sich das Wort "hübsch".

Jongleur

Der französische Begriff stammt vom lateinischen "joculatores" = Spassmacher, welche den Edelleuten zur Unterhaltung dienten. Auch "Joglars" genannt- waren edle oder unedle Sänger, welche gegenüber den Troubadouren geweblich arbeiteten und waren mehr Musiker und Sänger als Dichter.

Kajüte

Die Kajüten auf Schiffen- Räume in Deckaufbauten oder im Schiffsrumpf stammt von der Koje (stammt vom lateinischen "Cavea"=Höhle) und dem Wort "Hütte". Die höhlenartigen dunklen Verschläge im Schiffsrumpf wurden durch hüttenartige Deckaufbauten auf den Schiffen ersetzt.

König

Im frühen Mittelalter hieß der Begriff "Künic" = "von edler Herkunft". Fränkische Stammeshäuptlinge nannten sich nach dem Zusammenbruch des römischen Reiches somit "Künic".

Kneipe

Vorstädte und Ansiedlungen neben römischen Kastellen wurden "Canabe" genannt. Hier standen auch die Vergnügungsstätten für die Legionäre. Daraus entstand später der Begriff "Kneipe".

Kredenzen

Servieren, anbieten. Dein Wein wurde erst von einem Vorkoster auf Gifte getestet. Erst wenn der König glaubte, dass der Vorkoster nicht vergiftet war, trank er den Wein. Im Lateinischen heißt "glauben" "credere". Daraus entwickelte sich "kredenzen".

Null

Im Zahlensystem gab es einst keine Null, diese wurde durch eine Leerstelle ausgewiesen. Doch diese Leerstellen oder Lücken in einem schriftlichen Dokument wurden oft übersehen und deshalb durch Kringel gekennzeichnet, um die Leerstelle- also das Loch mit dem "Nichts" zu kennzeichnen. Da im Lateinischen das Loch "Nulla Figura" heißt, wurde aus diesem Kringel die "Null". Im Arabischen heißt Loch "Assifr" aus diesem wurde in Frankreich "Chiffre" und im deutschen "Ziffer".

Österreich

Im 10. Jahrhundert wurden 955 auf dem Lechfeld die Ungarn besiegt- eine jahrhundertelange Bedrohung beendet. Um sich vor den Ungarn zu schützen wurde als Bollwerk die "Ostmark" eingerichtet. Auch Ostreich oder "Ostarrichi" genannt wurde daraus später "Österreich".

Orientierung

Heute sind alle Landkarten genordet, d.h. oben befindet sich Norden. Während im 17. Jahrhundert viele deutsche Kriegskarten gewestet waren, d.h. oben war Westen (weil dort der Feind Frankreich war), waren die ersten Karten einst geostet. D.h. Osten war oben weil dort Jerusalem war. Der Orient war also oben- deshalb sprechen wir heute noch von orientieren.

Sabotage

Manche französische Hörige rächten sich an ihrem Grundherren, indem sie mit den damals getragenen Holzpantinen ("sabots" genannt) die Ernte zertrampelten. Sie machten sich deshalb wegen Sabotage strafbar.

Schildern

Heute als "Beschreiben" bekannt, hieß das im Mittelalter "malen". Durch Malen wurden gewisse Vorgänge für die nicht lesende Bevölkerung "beschrieben" bzw. "erklärt".

Schund

Der Schinder war im Mittelalter der verachtete Beruf des unfreien Abdeckers und Henkersgehilfen ("schinden", "Schandpfahl"). Dinge die nicht mal mehr der Schinder verwenden konnte nannte man "Schund".

Stube

Von den skandinavischen Völkern stammt die Sauna. Da dort beim Aufguss Wasser verstäubt wurde nannte man diese beheizten Räume "Stuba". Danach wurden unsere beheizten Räume die gute "Stube".

Tölpel

Die armseligen Bauern wurden damals "Dörfler" genannt. Die Bürger verachteten diese Dörfler- daraus entstand dann später das Schimpfwort "Tölpel".

Troubadour

Dieser Begriff für die Minnesänger des Mittelalters stammt vom arabischen "Tarraba"- übersetzt als singen und musizieren. Gegenüber dem Jongleur dichtete der Troubadour auch selber seine Texte.

Turnier

Der ritterliche Brauch, in dem sich zwei berittene Ritter mit Lanzen duellieren, kommt vom französischen "tournoir"- also "wenden". Beim Lanzenstechen wurde entlang einer Holzbegrenzung gegen den Gegner geritten. Am Ende der Bahn wurde das Pferd um 180 Grad gewendet. Daher "wenden".

Unhold

Das negativ besetzte Wort stammt eins von der germanischen Göttin Hulda. Die einst gute Göttin, welche mit Wotan über den Himmel ritt, wurde im Laufe der Jahrhunderte im Volksmund zur unheimlichen Hexe..einer "Unholdin". Die obigen Begriffe stammen aus einer Vielzahl unserer Literaturquellen, teilweise kamen die Redewendungen von unseren Lesern. Einige haben wir aus den hervorragenden Büchern von Seider, Wolfgang (dtv-Verlag) entnommen.
© Burgen-web.de - Wir bringen die Steine zum Reden!
Redewendungen
Im täglichen Sprachgebrauch verwenden wir immer wieder Begriffe und Redewendungen deren Ursprung uns völlig unklar sind. In der Literatur über das Mittelalter finden sich immer wieder Erklärungen der im Volksmund verwendeten Redewendungen. Hier stellen wir einige dieser Redewendungen und Worterklärungen vor:

Alles in Butter

Das empfindliche venezianisches Murano-Glas wurde im Mittelalter nach Nordeuropa in Butter gepackt. Diese wurde im Winter während der Transportzeit über die Alpen hart und schützte das Glas. Im Frühjahr wurde die Butter wieder weich, das Glas herausgetrennt und Butter und Glas separat verkauft. War das Glas noch ganz war "alles in Butter"- somit ok. Andalusien Die Landschaft in Spanien hieß ursprünglich -weniger romantisch- "Vandalusien", da die Vandalen Spanien durchquerten und nach Nordafrika übersetzten.

Auf dem Holzweg sein

Soviel wie "irren" oder auch "verirren". Die Köhler des Mittelalters hatten ihre Kohlenmeiler meist tief im Wald. Da diese verschrobenen, einsam lebenden Gesellen oft mit Reisenden im Wald einen Spaß trieben und ihnen unglaubwürdige Geschichten erzählten (also die Reisenden "verkohlten") und sie in den tiefen Wald in die Irre schickten, landeten die Reisenden dann irgendwann am Kohlemeiler mitten im Wald. Also waren sie "auf dem Holzweg".

Auf den Hund kommen

In einer Truhe wurde Wäsche, Bettwäsche etc. gelagert. Auf dem Boden der Truhe war es üblich, dass ein Bild eines Hundes gemalt war. Wenn die Zeiten schlecht waren und die Truhe leer geräumt wurde, konnte man auf dem Boden der Truhe den Hund sehen und kam somit „auf den Hund“. (Danke an Rebecca)

Auf die hohe Kante legen

Wärme stieg beim Schlafen empor, sodass Ungeziefer wie Wanzen aufs Bett fielen. Um dieses zu vermeiden, wurde ein Holzdach über dem Bett gebaut. Geld und andere Wertgegenstände wurden zum Aufbewahren und Verstecken auf die Kante- die „hohe Kante“ gelegt. (Danke an Rebecca)

Aus dem Stegreif

Raubritter verübten zu Pferde Überfälle auf Kaufleute -lässig beritten aus dem Steigbügel heraus- aus dem Stegreif.

Arbeit

Dieses Wort stammt vom mittelalterlichen "Arebeit", was Plage oder Mühe heißt.

blau machen

Der Begriff bezieht sich auf die Blaufärberei im Mittelalter. Die Gesellen hatten durch lange Wartezeiten beim Färbevorgang von Stoffen sehr viel Zeit. Heute wird die Redewendung als "heute nehme ich mir frei" oder "ich arbeite jetzt mal nichts" verwendet. "Blau machen" kann aber auch bedeuten viel zu trinken. Zum Färbevorgang benötigten die Gesellen viel Alkohol, diesen tranken die Gesellen heimlich oft auch selber. (Danke an Rebecca und Michèle für diesen Begriff)

Bordell

Prostituierte mussten einst ihrem Gewerbe am Wasser nachgehen, an Fluß- oder Seenufern fand man die Freudenhäuser. Aus dem französischen Wort Ufer = "bord" und Wasser = "eau" entstand "Bordeau" aus dem später "Bordell" wurde.

Brille

Beryll ist ein weißgelblicher Edelstein und mit dem Aquamarin verwandt, er galt im Mittelalter als Monatsstein der im Oktober geboreren und wurde zermahlen und mit Flüssigkeit vermengt um Augenkrankheiten zu heilen. Als man seine vergrößernde Wirkung entdeckte, wurde er geschliffen und als Sehhilfe verwendet. So entstand aus dem Edelstein das Wort "Brille".

Büttel

Der Beruf des Büttels stammt vom Begriff "Bote". Der Bote war u.a. der Gehilfe des adeligen Grundherren, welcher die Urteile und Informationen seines Herrn vor Ort in dessen Machtbereich verkündete. In dieser Form wurden Anweisungen und Nachrichten übertragen. So mancher Bote kam vermutlich aufgrund von Überfällen von Räubern und Gesindel nie an seinem Ziel an. Der erste "Spamfilter" des Mittelalters war somit der gemeine Räuber, welcher durch sein Handeln die eine oder andere Nachricht am Ankommen hinderte ;-)

Bürger

Die ehemaligen Burgmannen und Burgbewohner suchten die Freiheit in den freien Reichsstätten, welche auch zum Niedergang der ritterlichen Macht führten. Aus den mittelhochdeutsch genannten "Burcliuten" wurden freie, selbstbewusste Bürger, welche dem Adel und der Ritterschaft die Stirn boten.

Cannelloni, Kanone, Kanal, Kanne

Kanalisation, Kanüle Während der Kreuzzüge setzten sich auch in Mitteleuropa arabische Einflüsse durch. Bisher unbekannte Zuckerrohrstengel wurden importiert. Im Arabischen heißen diese "Can". Alles Röhrenförmige wurde nun mit dem Wortteil "Can" verwendet.

Charme

"Charme" stammt vom lateinischen Begriff "Carmen" - was nicht nur "Lied" heisst sondern auch Zauberspruch. Charme zeigen bedeutet also auch jemanden verzaubern...

Dragoner

Nach der Einführung der Feuerwaffen verglich so mancher Zeitgenosse die feuerspeienden, rauchenden, knallenden Waffen mit Drachen. Die mit den Musketen bewaffneten Soldaten wurden nach dem französischen Wort für Drache="dragon" benannt.

Einen Zahn zulegen

Heute ein Begriff für "etwas schneller machen". In mittelalterlichen Küchen waren die Töpfe über dem Feuer mit einem Haken an einer Art eisernen Sägezahn eingehängt. Wollte man, dass der Topf schneller heißer wird, wurde er einfach einen Zahn tiefer eingehängt, dadurch war er dem Feuer näher und durch das "zulegen" eines Zahnes wurde er stärker und schneller erhitzt. (Danke an Rebecca und Michèle für diesen Begriff)

Elend

Wer einst das sichere Heim verließ oder verbannt wurde und in der Fremde -im Ausland- sich selbst überlassen war, verendete oft ohne Hilfe seiner Sippe in Hunger und Armut. Das Wort Ausland hieß einst "Elilenti".

Elf

Die Zahl Elf ist wie andere Zahlen (7,3 usw.) mystisch, sie steht für die Sünde weil nach den zehn Geboten die Elf kommt. Deshalb beginnt auch die närrische Zeit am 11.11. um 11 Uhr 11.

Die Suppe versalzen/Gepfefferte Preis

Im Mittelalter war das Gewürz Salz sehr teuer, so konnten sich nur die Reichsten das Salz leisten. Um bei einem großen Fest zu prahlen, versalzten die Reichen die Suppe. Auch Pfeffer war sehr teuer, so benutzt man heute noch den Ausdruck für zu hohe Preise: gepfefferte Preise. (Danke an Rebecca)

Die Tafel aufheben

Heute als Redewendung für "eine Mahlzeit beenden" bekannt. Da man im Mittelalter oft keine Tische sondern nur Bänke hatte, wurden zum Essen Holzbretter auf Böcke gelegt und auf diesen "Tischen" gegessen. Diese wurden nach dem Essen wieder abgebaut- die Tafel(n) also aufgehoben.

Eieruhr

Im 12. Jahrhundert wurde zur Zeitmessung das so genannte Stundenglas erfunden. Damals noch nicht mit Sand gefüllt sondern mit gemahlenen Eierschalen, konnte die Zeit mit diesem Stundenglas gemessen werden. Die Zeit "verrann" indem die gemahlenen Eierschalen durch die Engstelle des Glaskolberns rieselte. Später als Sanduhr bekannt wird zwar in heutiger Zeit (noch manchmal) die Kochzeit von Eiern gemessen. Vom Eierkochen stammt aber nicht der Begriff für dieses einfache Zeitmessgerät.

Faszinieren

Das heutige Wort "Faszinieren" bedeutete einst "beschreien" oder "behexen"

Freitag der 13.

Der im Volksmund als Unglückstag angesehene Tag stammt von einem geschichtlichen Ereignis am 12./13. Oktober 1307. In der Nacht vom 12. auf den 13. ließ König Philipp von Frankreich alle Templer verhaften. Dies war der Anfang vom Ende des Templerordens in Europa.

Gala

Arabischen heißt Schmuck "Khali". Da dieser bei den Hoffesten der Europäer immer häufiger getragen wurde, führten diese "Schmuck"-Abende zu Gala-Abenden.

Gardinenpredigt

Der wohlhabende Bürger schützte sein Bett nachts vor Kälte durch ein Himmelbett mit Gardinen. Zänkische Frauen verabreichten des nachts hinter diesen Gardinen den Ehemännern oft eine "Gardinenpredigt".

Grün und blau schlagen

Zum Färben von Stoffen wurden diese in die flüssige Farblauge gelegt. Durch das Schlagen mit Stöcken auf die Textilien nahmen diese die Farbe an und wurden z.B. grün oder blau....(Danke an Rebecca und Michèle für diesen Begriff)

Glücksritter

Viele adelige Ritter versuchten mit Turnieren Geld zu verdienen. Verloren sie ein Turnier, dann verloren sie auch Pferd und Rüstung. Somit waren diese Turniere finanziell sehr riskant. Solche Ritter nannte man auch "Glücksritter".

Havarie

Auch dieses Wort stammt aus dem Arabischen, wo der Schaden "Awar" heißt.

Heraldik

Nach dem Wort "Herold". Das Amt des Herolds taucht nach den Kreuzzügen auf- eine Art geprüfte Beamte, welche nach ca. 7-8 Jahren Lehrzeit einem Wappenkönig ("roi d'armes") unterstanden, dieser hatte die Aufgabe, die Kontrolle über die Wappen und Gebiete der Edelleute zu behalten.

Heimleuchten

Mangels Straßenbeleuchtung waren die mittelalterlichen Städte stockfinster. Wer es sich leisten konnte, mietete einen Fackelträger, welcher einem nach nächtlichem Ausflug "heimleuchtete".

Hintertürchen

Sich ein Hintertürchen offen halten... durch das man einer Gefahr entweichen kann. Diese Hintertürchen gab es in so mancher Burg (siehe z.b. Schloss Lichtenstein). Oft war es besser bei einer Belagerung oder beim Anrücken eines Feindes die nackte Haut zu retten und zu fliehen. Das Hintertürchen - eine geheime Pforte- ermöglichte dies manchmal.

Hochzeit

Die mittelalterliche "Hochgezit" war jede große Festlichkeit. Diese fröhlichen Trink- und Essgelage feierte man auch besonders gern bei Vermählungen- der heutigen "Hochzeit".

Hübsch

Der französische Einfluss auf die höfische Sitte (damals "hoveschheit") beeinflußte den deutschsprachigen Adel. Vom französischen Wort "coutoisie" stammt das Wort "höflich" ab. Aus diesem Wortstamm entwickelte sich das Wort "hübsch".

Jongleur

Der französische Begriff stammt vom lateinischen "joculatores" = Spassmacher, welche den Edelleuten zur Unterhaltung dienten. Auch "Joglars" genannt- waren edle oder unedle Sänger, welche gegenüber den Troubadouren geweblich arbeiteten und waren mehr Musiker und Sänger als Dichter.

Kajüte

Die Kajüten auf Schiffen- Räume in Deckaufbauten oder im Schiffsrumpf stammt von der Koje (stammt vom lateinischen "Cavea"=Höhle) und dem Wort "Hütte". Die höhlenartigen dunklen Verschläge im Schiffsrumpf wurden durch hüttenartige Deckaufbauten auf den Schiffen ersetzt.

König

Im frühen Mittelalter hieß der Begriff "Künic" = "von edler Herkunft". Fränkische Stammeshäuptlinge nannten sich nach dem Zusammenbruch des römischen Reiches somit "Künic".

Kneipe

Vorstädte und Ansiedlungen neben römischen Kastellen wurden "Canabe" genannt. Hier standen auch die Vergnügungsstätten für die Legionäre. Daraus entstand später der Begriff "Kneipe".

Kredenzen

Servieren, anbieten. Dein Wein wurde erst von einem Vorkoster auf Gifte getestet. Erst wenn der König glaubte, dass der Vorkoster nicht vergiftet war, trank er den Wein. Im Lateinischen heißt "glauben" "credere". Daraus entwickelte sich "kredenzen".

Null

Im Zahlensystem gab es einst keine Null, diese wurde durch eine Leerstelle ausgewiesen. Doch diese Leerstellen oder Lücken in einem schriftlichen Dokument wurden oft übersehen und deshalb durch Kringel gekennzeichnet, um die Leerstelle- also das Loch mit dem "Nichts" zu kennzeichnen. Da im Lateinischen das Loch "Nulla Figura" heißt, wurde aus diesem Kringel die "Null". Im Arabischen heißt Loch "Assifr" aus diesem wurde in Frankreich "Chiffre" und im deutschen "Ziffer".

Österreich

Im 10. Jahrhundert wurden 955 auf dem Lechfeld die Ungarn besiegt- eine jahrhundertelange Bedrohung beendet. Um sich vor den Ungarn zu schützen wurde als Bollwerk die "Ostmark" eingerichtet. Auch Ostreich oder "Ostarrichi" genannt wurde daraus später "Österreich".

Orientierung

Heute sind alle Landkarten genordet, d.h. oben befindet sich Norden. Während im 17. Jahrhundert viele deutsche Kriegskarten gewestet waren, d.h. oben war Westen (weil dort der Feind Frankreich war), waren die ersten Karten einst geostet. D.h. Osten war oben weil dort Jerusalem war. Der Orient war also oben- deshalb sprechen wir heute noch von orientieren.

Sabotage

Manche französische Hörige rächten sich an ihrem Grundherren, indem sie mit den damals getragenen Holzpantinen ("sabots" genannt) die Ernte zertrampelten. Sie machten sich deshalb wegen Sabotage strafbar.

Schildern

Heute als "Beschreiben" bekannt, hieß das im Mittelalter "malen". Durch Malen wurden gewisse Vorgänge für die nicht lesende Bevölkerung "beschrieben" bzw. "erklärt".

Schund

Der Schinder war im Mittelalter der verachtete Beruf des unfreien Abdeckers und Henkersgehilfen ("schinden", "Schandpfahl"). Dinge die nicht mal mehr der Schinder verwenden konnte nannte man "Schund".

Stube

Von den skandinavischen Völkern stammt die Sauna. Da dort beim Aufguss Wasser verstäubt wurde nannte man diese beheizten Räume "Stuba". Danach wurden unsere beheizten Räume die gute "Stube".

Tölpel

Die armseligen Bauern wurden damals "Dörfler" genannt. Die Bürger verachteten diese Dörfler- daraus entstand dann später das Schimpfwort "Tölpel".

Troubadour

Dieser Begriff für die Minnesänger des Mittelalters stammt vom arabischen "Tarraba"- übersetzt als singen und musizieren. Gegenüber dem Jongleur dichtete der Troubadour auch selber seine Texte.

Turnier

Der ritterliche Brauch, in dem sich zwei berittene Ritter mit Lanzen duellieren, kommt vom französischen "tournoir"- also "wenden". Beim Lanzenstechen wurde entlang einer Holzbegrenzung gegen den Gegner geritten. Am Ende der Bahn wurde das Pferd um 180 Grad gewendet. Daher "wenden".

Unhold

Das negativ besetzte Wort stammt eins von der germanischen Göttin Hulda. Die einst gute Göttin, welche mit Wotan über den Himmel ritt, wurde im Laufe der Jahrhunderte im Volksmund zur unheimlichen Hexe..einer "Unholdin". Die obigen Begriffe stammen aus einer Vielzahl unserer Literaturquellen, teilweise kamen die Redewendungen von unseren Lesern. Einige haben wir aus den hervorragenden Büchern von Seider, Wolfgang (dtv-Verlag) entnommen.